
Regattabericht Weltmeisterschaften Shanghai, China
Kurzbericht:
Die Weltmeisterschaften in Shanghai waren das grosse Highlight dieser Saison. Wir haben uns über viele Wochen gezielt darauf vorbereitet und sind nach einem langen Nachtflug gut in China angekommen. In der ersten Woche nutzten wir die Zeit, um uns an die Zeitverschiebung und das warme, sehr feuchte Klima zu gewöhnen. Anfangs hatte ich grosse Mühe mit den hohen Temperaturen, aber Tag für Tag wurde es besser. Mit Kühlwesten und Kältebädern vor und nach den Trainings konnten wir uns optimal abkühlen und erholen.
Am 22. September, an meinem Geburtstag, ging es für Raphaël und mich mit dem Vorlauf los. Gegen die Olympiasieger aus Rumänien sowie Boote aus Grossbritannien und den USA gelang uns ein starkes Rennen. Mit Platz zwei hinter Rumänien sicherten wir uns souverän die Qualifikation für das Halbfinale.
Nach einem Ruhetag mit Training und Vorbereitung stand das Halbfinale an, gegen absolute Topgegner wie die Europameister aus Polen, die Serben und die Neuseeländer. Nach einer Stunde Verzögerung auf dem Wasser, weil die Zeitmessung nicht funktionierte, wurde das Rennen auf den nächsten Tag verschoben. Am folgenden Morgen starteten wir entschlossen und lagen bei Streckenhälfte knapp hinter Polen und Serbien, aber vor Neuseeland. Diesen dritten Platz verteidigten wir bis ins Ziel und qualifizierten uns zum ersten Mal für ein A-Final bei einer Elite-Weltmeisterschaft. Das war ein unglaubliches Gefühl.
Im Finale wollten wir befreit angreifen, denn wir hatten nichts zu verlieren. Mit einem schnellen Start lagen wir bei 500 Metern auf dem zweiten Rang und bei der Streckenhälfte weiterhin auf Medaillenkurs. Dann versuchten wir das Tempo zu erhöhen, verloren aber etwas unseren effizienten Rhythmus. Die Spitzenteams konnten aufschliessen und wir fielen zurück. Am Ende erreichten wir den sehr guten fünften Platz, hinter den neuen Weltmeistern aus Polen, Serbien, Irland und Spanien, aber noch vor den Olympiasiegern aus Rumänien.
Neben dem Doppelzweier startete ich in Shanghai auch im Mixed-Achter, einer neuen Disziplin, die erstmals im WM-Programm vertreten war. Es hat unglaublich viel Spass gemacht, gemeinsam mit meinen Teamkameraden und den Frauen in einem Boot zu sitzen und zusammen ein Rennen zu bestreiten. Da unser Fokus während der Saison auf den olympischen Bootsklassen lag, hatten wir den Achter vorher nie trainiert. Genau das fehlende Zusammenspiel spürten wir im Vorlauf, wo wir den Einzug ins A-Final um eine Sekunde verpassten. Im B-Final lief es dann deutlich besser: Wir fanden einen gemeinsamen Rhythmus, ruderten ein starkes Rennen und konnten den Lauf souverän gewinnen. Damit belegten wir den 7. Schlussrang, was für uns alle ein sehr positives und motivierendes Erlebnis war.
Highlight:
Mein persönliches Highlight war eindeutig die erste Finalqualifikation auf Elite-Stufe. Im A-Final konnten wir zeigen, dass wir auch in einem WM-Finale vorne mitfahren und um Medaillen kämpfen können. Dass wir im Halbfinal so stark aufgetreten sind und im Finale sogar die Olympiasieger aus Rumänien hinter uns lassen konnten, macht mich extrem stolz. Ein weiteres Highlight waren die vielen Schweizer Fans, die uns auch in Shanghai lautstark unterstützt haben. Das Land, die Leute und die ganze Atmosphäre machten diesen Wettkampf zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Lowlight:
Im Final konnten wir unseren Rhythmus leider nicht über das ganze Rennen halten. Nach der Streckenhälfte fehlte uns die Effizienz, um den Angriff auf die Medaillenplätze konsequent durchzuziehen. Dadurch verloren wir den Anschluss an die Top drei.
Ausblick:
Nun gönne ich mir drei Wochen Trainingspause. Zuerst verbringe ich noch einige Tage in China mit meiner Familie, danach reise ich mit meiner Freundin für eine Woche nach Fuerteventura, um neue Energie zu tanken. Anschliessend blicke ich mit viel Motivation auf die Saison 2026 mit neuen Zielen, grossen Träumen und der wertvollen Erfahrung eines unvergesslichen WM-Finals im Gepäck.
Schlussbericht von SWISSROWING
Schlussbericht SRF Sport
SRF Interview nach dem Rennen
Renn-Video
